Freitag, Juli 06, 2007

Planung meines Interrail-Trip durch Spanien, Portugal und Paris

In knapp 2 Wochen geht es los... Ich und mein Rucksack werden den Nachtzug nach Barcelona besteigen.

Die Idee mit einem Interrail-Ticket Europa zu bereisen, spukte schon lange in meinem Kopf herum und nun verwirkliche ich sie endlich. Zuerst dachte ich an eine Reise nur durch Portugal. Schon bald merkte ich, dass ich die Distanzen unterschätzt, bzw. die Zugverbindungen überschätzt habe. Vor allem in Spanien ist es nicht immer einfach mit dem Zug unterwegs zu sein. Auf gewissen Strecken verkehren die Züge nur einmal täglich und manchmal muss man ziemlich idiotische Umwege in Kauf nehmen. Sehr hilfreich bei der Planung war die Website der Deutschen Bahn, wo man fast alle internationalen Verbindungen herausfinden kann. Ganz so günstig wie das Interrail-Ticket auf den ersten Blick aussieht, ist es leider nicht. Sobald man mit Hochgeschwindigkeitszüge fährt, fallen Reservierungsgebühren und sonstige Zuschläge an. Bei mir betrugen diese zwischen CHF 8.- und CHF 78.- pro Strecke.

Übernachten werde ich hauptsächlich in Hostels, wo es für mich als Alleinreisende am einfachsten ist neue Leute kennen zu lernen. Ausserdem habe ich vor bei Einheimischen zu übernachten. Der Hospitality Club ermöglicht es im Internet mit Personen in Kontakt zu treten, die einem Übernachtung, Abendessen oder Stadtrundgang anbieten.

Ach ja, das wichtigste... Die Route sieht folgendermassen aus: Schweiz - Barcelona - Granada - Sevilla - Faro - Lagos - Lissabon - San Sebastian - Paris - Schweiz.

Wenn irgendjemand Tipps hat zu diesen Orten hat oder auch Ende Juli bis Mitte August unterwegs ist, dann meldet euch!

Ich bin wieder da...

Ich bin wieder da... dieses Mal nicht von einer Reise, sondern von einer langen Schreibpause. Ich habe meine Schreibblockade bzw. Faulheit überwunden und bin fit und munter zurück in der Blog-Welt.
Zu erzählen gibt es genug. Seit meinem letzten Beitrag war ich nochmals in Brasilien, kurz in Berlin, habe beschlossen im August eine Weiterbildung Richtung Reisebranche zu beginnen, hatte Besuch von einem brasilianischen Freund, bin mich momentan am Verlieben (und es sieht sogar danach aus als würde es bei mir seit Jahren endlich wieder mal klappen eine Beziehung aufzubauen) und ausserdem plane ich einen Interrail-Trip durch Spanien und Portugal. An Ideen mangelt es mir auf jeden Fall nicht und es würde mich freuen, wenn ihr demnächst öfters bei meinem Blog vorbeischaut und ab und zu auch einen Kommentar hinterlässt.

Mittwoch, Januar 24, 2007

Gebt mir eine Chance!

"Ich bin nichts besonderes, habe nichts zu bieten was andere nicht auch können, keiner will mich." Das sind die Gedanken, die in letzter Zeit immer wieder in meinem Kopf vorkommen. Mein Bewerbungsdossier geht unter in einem Riesenhaufen von anderen Bewerbungen und man schenkt ihm wahrscheinlich kaum Beachtung. Schliesslich landet es auf dem Stappel der Absagen und wird mir mit dem Vermerk "Wir wünschen Ihnen viel Erfolg auf der weiteren Stellensuche." zurückgeschickt.

Nein, ich versinke nicht im Selbstmitleid. Bin einfach genervt und spüre die ersten Zweifel. Ich zweifle an mir selber, meinen Fähigkeiten und Träumen. Aber auch an der heutigen Arbeitswelt. Warum muss man heutzutage alles können? Warum wollen die meisten Arbeitgeber nur Berufsleute mit mehrjähriger Erfahrung? Wo sollen wir (die jungen, motivierten Leute) diese Berufserfahrung hernehmen, wenn uns keiner will?

Ich weiss, dass ich jung bin und noch vieles lernen muss und auch werde. Mein Bewerbungsdossier sieht aus wie viele andere auch: abgeschlossene kaufmännische Ausbildung mit Berufsmatura; gute Sprachkenntnisse durch Sprachaufenthalte erworben (Deutsch-Französisch-Englisch); gute Arbeitszeugnisse, weil meine bisherigen Chefs sehr zufrieden waren bzw. sind und meine Arbeit geschätzt haben bzw immer noch schätzen. Aber leider kann ich nur einige Monate Berufserfahrung vorweisen, was meistens eben nicht genügt.

Vielleicht liegt das Problem an mir, weil ich meine Erwartungen zu hoch setze. Ich möchte nicht einfach irgendwo arbeiten gehen, nur damit ich eine Stelle habe, sondern auch Freude dabei haben und mich weiterentwickeln können. Ausserdem habe ich meinen Stolz, d.h, dass ich nicht durch Vitamin B eine neue Stelle bekommen will. Ich will es alleine schaffen und möglichst darauf verzichten, dass sich mein zukünftiger Arbeitgeber nur darum für mich entscheidet, weil ein Bekannter / Verwandter von mir, der keine Ahnung hat wie ich arbeite, noch einen Gefallen bei ihm offen hat.

Je länger, desto frustrierter werde ich, wenn ich eine Bewerbung nach der anderen schreibe und nicht einmal für ein Vorstellungsgespräch eingelade werde. Immerhin stehe ich nicht auf der Strasse. Momentan bin ich immer noch temporär angestellt. Doch ich weiss nicht, wie lang mein Vertrag noch verlängert wird und ausserdem fühle ich mich bei dieser Stelle unterfordert. Deshalb bewerbe ich mich schon jetzt, denn ich möchte auf keinen Fall arbeitslos werden. Irgendwann, irgendwo, gibt mir irgendjemand eine Chance. So schnell gebe ich nicht auf!

Samstag, Dezember 30, 2006

Alle Jahre wieder...

Alle Jahre wieder machen sich viele Leute Gedanken über ihre guten Vorsätze fürs neue Jahr. Man nimmt sich vor das Rauchen aufzugeben, mehr Sport zu treiben, abzunehmen, mehr Zeit für die Familie zu haben usw, nur um einige der traditionellen Vorsätzen zu erwähnen. An Ideen mangelt es meistens nicht. Hingegen mit dem Durchhaltevermögen sieht es anders aus. Sobald das neue Jahr schon ein bisschen älter ist, sind die Vorsätze oft längst vergessen.

Ich frage mich, warum es ein neues Jahr braucht um sein Leben ändern zu wollen. Jeder Tag ist etwas besonderes und man sollte das Beste daraus machen. Wenn man jemanden seine Liebe gestehen will, sollte man dies heute tun, nicht erst morgen. Auch ist es besser seine Laster heute aufzugeben und nicht auf das neue Jahr zu warten, denn einfacher wird es später sicher nicht.

In der heutigen Zeit wird vieles auf später verschoben oder man wartet auf den "richtigen" Moment. Schon einige Male hörte ich von Bekannten, dass sie sich in ein paar Jahren, wenn sie 40, 50, 60 Jahre alt werden etwas Schönen leisten bzw. einen Lebenstraum erfüllen wollen, sei es eine Reise, ein Auto oder sonst etwas Wertvolles. Ich verstehe nicht, warum man sich solche Dinge erst zu einem bestimmten Anlass gönnnen will, wenn man die Zeit, Geld und Möglichkeit schon heute hat. Vor allem wenn man schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat, könnte es sein, dass es später schon zu spät sein könnte wegen ev. gesundheitlichen Problemen (ohne dabei eine Schwarzmalerin sein zu wollen).

In diesem Sinne: Geniesst jeden neuen Tag und macht das Beste daraus!
Wünsche allen einen guten Rutsch ins 2007! (Obwohl immer noch alles gleich sein wird wie im 2006, hoffe ich jedenfalls)

Dienstag, Dezember 19, 2006

Suche Reiseberichte von Costa Rica, Panama, Cabo Verde und Transsib

Ja, ich weiss, ich kanns nicht lassen. Ich kann gar nicht genug davon kriegen von Reisen zu träumen und Berichte von Leuten zu lesen, die diese Länder schon besuchten. Die Länder, die ich momentan am liebsten bereisen würde in ferner Zukunft, sind Costa Rica, Panama, Cabo Verde und Japan. Doch nach Japan möchte ich nicht fliegen, sondern hauptsächlich auf dem Landweg reisen (u.a mit der Transsib). Meine Reiseträume sind ziemlich gegensätzlich, denn ich bin offen für fast alles und möchte so viel sehen und verschiedene Kulturen kennen lernen. Bin ja noch jung und habe hoffentlich noch genügend Zeit viele Ecken dieser Welt zu entdecken. Also, wenn jemand von euch da draussen schon einmal in einem dieser Länder war, dann bitte erzählt mir davon, schickt mir den Link eures Blogs oder wenn ihr spannende Bücher kennt (keine Reiseführer), dann empfehlt mir diese. Vielen Dank :-)

Montag, Dezember 18, 2006

Saudades

"Saudades" (auf deutsch etwa: Sehnsucht, fehlen, vermissen)!!!!

"Saudades" ist eines der Lieblingswörter der Brasilianer. Es tönt so schön, wenn sie nachdenklich in die Weite blicken und dabei ein "Saudades" direkt aus dem Herzen über die Lippen kommt.

Auch ich habe Sehnsucht. Nach meinen brasilianischen Freunden, ihrer Herzlichkeit und der ansteckenden Fröhlichkeit, der Musik, den Gerüchen auf der Strasse, den Farben... einfach Sehnsucht nach Brasilien!

Sobald ich in Zürich gelandet war, fühlte ich mich fehl am Platz, verloren und völlig leer. Ich war so traurig wieder zurück in der Schweiz zu sein. Natürlich wusste ich, dass ich viel Glück hatte schon nach einer solchen kurzen Zeit nach meinem Aufenthalt in Australien wieder die Möglichkeit zu haben zu verreisen. Dafür bin ich auch froh und dankbar. Aber trotzdem... ich vermisste Brasilien so sehr, dass es mir fast das Herz zerriss.

Darum machte ich mir einen Tag nach meiner Rückkehr das grösste Geburtstagsgeschenk selber: Ich ging ins Reisebüro und buchte einen Flug! Im Februar 07 werde ich wieder für 3 Wochen in Salvador sein. Dies war ein Kurzschlussentscheid ohne viel zu überlegen. Ich nahm einige Risiken auf mich, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Arbeitsstelle für im Januar 2007. Ausserdem sah meine finanzielle Situation nicht so rosig aus. Aber egal, ich wollte unbedingt nach Salvador zurückkehren.

Doch schon am 1. Tag zurück im Büro erfuhr ich, dass mein momentaner Arbeitgeber meinen Vertrag verlängern will (ich arbeite temporär). Ich darf nächstes Jahr nach Brasilien gehen und danach wieder bei ihnen arbeiten, wenn ich will. Momentan stehe ich wirklich auf der Sonnenseite des Lebens.

Inzwischen ist bei mir der Verstand zurückgekehrt und manchmal überlege ich mir, ob es wirklich eine gute Idee ist schon wieder nach Brasilien zu gehen. Doch trotz den schwachen Zweifeln freue ich mich sehr auf meine baldige Reise.

Sonntag, Dezember 17, 2006

Ausflug nach Rio de Janeiro und Paraty

Insel in der Nähe von Paraty




Wir fuhren mit dem Auto für einige Tage nach Rio und Paraty. Eigentlich berechneten wir ca. 5 Stunden ein um von São Paulo nach Rio zu gelangen. Doch wegen des uneinschätzbaren Verkehrs und weil wir uns x-mal verfahren haben, dauerte es ca. 8 Stunden. Wir übernachteten in einem Hostel in Copacabana. Es amüsierte mich, wie jeder, der hübsch ist oder hübsch sein möchte, sich am Strand tummelte und Sport trieb. Überall traf man auf joggende Cariocas (Einwohner von Rio).

Obwohl wir uns in einer pickfeinen und relativ sicheren Strasse befanden, wollten meine Freunde ihr Auto nicht unbeaufsichtigt am Strassenrand parkieren. Zu oft machten sie schon schlechte Erfahrungen damit. Auch hatten wir während der Autofahrt durch die Stadt die Türen immer verschlossen, die Taschen zwischen den Beinen versteckt und wenn man das Auto verliess, wurden alle Wertgegenstände inkl. CD-Player rausmontiert und versteckt oder mitgenommen. Einmal beobachteten wir, wie ein Unbekannter einen Strassenpassant anrempelte und sich blitzartig davon machte. Der Strassenpassant rannte ihm hinterher, doch zu spät: Sein Geldbeutel war weg und der Dieb über alle Berge. So etwas ist in Rio an der Tagesordnung, auch in den Vierteln der Mittel- und Oberschicht. Die Paulistas (Bewohner von São Paulo bzw meine Freunde) machten sich ein wenig Sorgen über unsere Sicherheit. Sie erklärten, dass São Paulo zwar auch sehr gefährlich ist, aber für sie ist es ungewöhnlich, dass arm und reich in Rio so nah bei einander leben und man von der Kriminalität viel mehr mitbekommt.


Ipanema

Wie man auf den Fotos sieht, hatten wir leider ziemlich Pech mit dem Wetter. Es war meistens bevölkt und ab und zu regnete es. Als wir zur berühmten Christus-Statue hinaufstiegen, war es so neblig, dass wir sie kaum erkennen konnten. Auch aus der fantastischenAussicht auf die Stadt, wie sie am Meer und zwischen den Hügeln liegt, wurde nichts. Schade, denn Rio ist die schönste Stadt, die ich bisher besucht habe. Wegen dem schlechten Wetter verzichten wir darauf, viele Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Aus dem Zuckerhut und dem Fussballstadion wurde nichts, leider. Wenigstens spazierten wir von Copacapana und Ipanema nach Leblon, fast alles am Strand entlang, was auch ein Erlebnis war.

Auf dem Heimweg machten wir einen 2-tägigen Halt in Paraty, einer gemütlichen Kleinstadt mit romantischen Gässchen, von wo aus wir eine paradiesische kleine Insel besuchten. Immerhin spielte da das Wetter einigermassen mit.

Sandkünstler in Copacabana

Grossstadtdschungel São Paulo


Der Abschied von Salvador fiel mir schwer, so schwer, dass ich den Flughafen verliess als ich erfuhr, dass mein Flug Verspätung hat und ich überlegte ernsthaft, ob ich ein Taxi nehmen und zurück zu meinen Freunden fahren soll. Der Verstand siegte und ich kehrte zurück in den Wartesaal. Wegen Problemen in Brasilia, hatten viele Flugzeuge Verspätung. Leider machte das Personal die Durchsagen nur in einem schnellen und unverständlichen Portugiesisch, weswegen ich keine Ahnung hatte was jetzt eigentlich los war. Ein brasilianischer Geschäftsmann bemerkte meine Unsicherheit und half mir weiter. Immer und immer wieder schaute er, was jetzt genau mit meinem Flug passieren wird und diskutierte mit mir über alles mögliche. Ich schätzte es sehr, wie offen er über die Politik und die Probleme in Brasilien sprach, denn an diesem Wochenende wurde der Präsident Lula wiedergewählt.



São Paulo war wie eine andere Welt für mich im Vergleich zu Salvador. Überall Hochhäuser und sonstige Gebäude, viel Verkehr und gestresste schick angezogene Leute. Auch in São Paulo hatte ich brasilianische Freunde, die ich in Australien kennen lernte. Ich wohnte bei Luccas. Er nahm mich mit zu seinen Freunden, zur Uni und zeigte mir die Stadt. Es war eindrücklich eine solch riesige Stadt zu sehen. Ich hatte aber ziemlich Mühe mit dem Smog. Stundenlang sassen wir in der prahlen Sonne im Verkehr fest. Es stank nach Abgasen und dem verschmutzten Wasser im Fluss. Es ist verständlich, dass darum einige Leute in São Paulo bzw die es sich leisten können, mit dem Helikopter unterwegs sind.


Sprachschule Diálogo

Da ich schon in der Schweiz voller Begeisterung Portugiesisch lernte und mir diese Sprache einfach so gut gefällt, beschloss ich, meinen 2-wöchigen Aufenthalt in Salvador zu nützen um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Jeweils morgens besuchte ich die Sprachschule "Diálogo" in Barra. Dies ist eine kleine familiäre Schule und man fühlt sich sofort wohl. Alle Lehrer und Schulleiter sprechen englisch und einige sogar deutsch, wenn es überhaupt nicht möglich ist sich in Portugiesisch auszudrücken. Also ist es überhaupt kein Problem, als Anfänger dorthin zu gehen.
Während den ersten Tagen war ich der falschen Klasse zugeteilt bzw. sie waren einfach zu gut für mich. Ich sprach mit der Schulleitung und sie schlugen mir einige Lösungen vor. Schlussendlich einigten wir uns, dass ich für den Rest der Woche Privatunterricht bekomme, einfach nur 2 statt 4 Lektionen pro Tag. So konnte der Lehrer voll auf meine Probleme eingehen und wir übten vor allem Gespräche zu führen.
In der 2. Woche war ich mit einem Deutschen und Italiener in der Klasse und wir hatten viel Spass. Ich fand es sehr gut, dass man in dieser Schule vor allem Wortschatz aufbaut und Gespräche führt um auf der Strasse zurecht zu kommen, anstatt nur trockene Grammatik zu büffeln. Ausserdem hörten wir jeden Tag ein Lied und übersetzten es. Da ich die brasilianische Musik einfach liebe, war dies meine Lieblingsart die Sprache zu lernen.
Die Schule bietet auch einen Kochkurs an um selber bahianische und andere brasilianische Köstlichkeiten zubereiten zu können. Diesen Kurs besuchte ich 2 Mal und fand ihn interessant und das Essen schmeckte einfach köstlich. Ausserdem haben die Studenten die Möglichkeit einen Samba-, Musik- oder Capoeira-Kurs zu besuchen. Die Schule organisiert auch mindestens einmal pro Woche einen Ausflug oder sonstigen Anlass.
Viele fragen sich, ob man in nur 2 Wochen überhaupt Fortschritte macht in einer Sprache. Ja!!! Natürlich wäre es empfehlenswert länger zu bleiben, aber schon nach 2 Wochen hat sich mein Portugiesisch ziemlich verbessert. Denn die Lehrer beharrten darauf, dass wir viel Portugiesisch sprachen und vor allem ausserhalb der Schule kam ich ständig mit der Sprache in Berührung und ich musste sprechen, ob ich nun wollte / konnte oder nicht. Ausser wenn ich mit meinen brasilianischen Freunden unterwegs war, sprach ich fast nur englisch.

Freitag, Dezember 15, 2006

Besuch eines Hilfprojektes in den Slums

Dank meiner Portugiesischlehrerin in der Schweiz hatte ich die Möglichkeit die "Familles de Béthanie" (Mission de la communauté du Verbe de Vie) in Lauro de Freitas (in der Nähe des Flughafens von Salvador da Bahia) zu besuchen.
Dort haben die Kinder der benachbarten Favela die Möglichkeit, das zu sein, was sie eigentlich sind: Kinder! In der Kinderkrippe können sie spielen, lachen und lernen auch, wie man einander anständig behandelt und respektiert. Ausserdem werden für die jungen Mütter Kurse über Babypflege und Erziehung angeboten, da die meisten Frauen unerfahren und mit ihrer Rolle als Mutter überfordert sind. Die Missionaren/innen besuchen die Familien in den Slums und laden sie ein mit ihnen die Messe zu feiern.






Ich nahm telefonisch Kontakt auf mit einer der Schwestern und sie erklärte mir den Weg und versprach mich an der Bushaltestelle abzuholen. Doch der Busfahrer wollte mich zuerst nicht aussteigen lassen, denn nach seiner Meinung war es hier zu gefährlich für mich. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ich zu einem dieser wunderschönen Stränden fahren sollen, wo sich alle anderen Touristen tummeln. Doch das wollte ich nicht. Heute wollte ich eine andere Seite von Brasilien kennen lernen.






Der Empfang im Haus der Missionaren/innen war sehr herzlich. Doch irgendwie schämte ich mich ein bisschen, weil ich bin zwar katholisch, aber nicht sehr religiös und gehe selten zur Kirche. Richtig gerührt war ich, als wir zum Spielplatz gingen und sich die Kinder voller Freude auf uns stürzten. Ich war glücklich und traurig zur selben Zeit. Glücklich, diese Kinder lachen zu sehen und dass man ihnen mit einem Besuch eine solche Freude bereiten konnte, und traurig, weil ich sah unter welchen armen und miserablen Verhältnissen diese Menschen lebten.




Die Kinder sangen und tanzten für uns. Und ich verteilte fleissig Küsschen und Umarmungen, weil sie ständig "Beijos" verlangten. Ach, war das schön und berührend. Doch nicht alle Kinder waren so offenherzig. Einige beobachteten mich mit Vorsicht oder gingen auf Abstand. Eine Missionarin erzählte mir, dass einige Kinder in ihrer Familie misshandelt werden. Es ist schwierig für sie jemandem vertrauen zu können.



Wir liefen mit den Kindern durch die Favela und besuchten einige Familien. Viele Frauen leben mit ihren ca. 10 Kindern auf engsten Raum in einem Haus. Oft hat sich der Mann / die Männer schon lange davon gemacht und die Frau mit den vielen Kindern im Stich gelassen. Leider müssen einige Mädchen und Frauen als Prostituierte arbeiten und werden von den Freiern schwanger. Eine 22-jährige Frau hat schon 5 Kinder, das älteste ist 9 Jahre alt. Man sieht den Menschen an, dass sie schon viel durchgemacht haben in ihrem Leben. Die wenigsten haben eine Arbeitsstelle, viele Mütter schicken ihre kleinen Kinder in die Stadt zum Betteln und Arbeiten.











Viel Spass machte den Kindern meine Digitalkamera. Sie stellten sich in Pose und wollten fotografiert werden. Natürlich wussten sie, dass sie sich danach selber bestaunen können. Davon konnten sie gar nicht genug kriegen. Sie führten mich voller Stolz zu ihrem Haus und fragen mich, ob ich ein Foto davon machen könnte.






Dieser Nachmittag war ein ganz besonderes Erlebnis. Ich fühlte mich verwirrt, als ich den Kindern zum letzten Mal ein Beijo gab und mich verabschiedete. Ich konnte zurückgehen in eine Welt voller Luxus, wo ich beschützt bin, wo ich mit Respekt behandelt werde, wo ich nicht jeden Tag ums Überleben kämpfen muss, wo ich Essen und Trinken im Überfluss habe, wo ich als junge Frau die Möglichkeit habe eine Ausbildung zu absolvieren und zu arbeiten.




Vieles, wovon diese Menschen nur träumen können, denn sie müssen dort bleiben wo sie sind. Und trotzdem begrüssten sie mich "die Fremde" herzlich, beschenkten mich mit selber gemachten Wassereis und manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass ich hier auf mehr lachende Gesichter treffe als auf Schweizer Strassen.

Brasilien ist für mich als Touristin das Paradies, aber für viele Einheimische die Hölle.

Fotos von Salvador da Bahia
























Pelourinho






















Leuchtturm in Barra













Barra









































Bahianerinnen in traditionellen Kleindern, die auf der Strasse Kokosnusswasser verkaufen